Visa-Schock: Thailand widerruft fast 10.000 Aufenthaltsgenehmigungen

28.08.2025 08:34

Die thailändischen Behörden haben die Aufenthaltsgenehmigungen von fast 10.000 ausländischen Staatsangehörigen widerrufen, die Studentenvisa missbrauchten. Gleichzeitig führt Thailand ein neues Datenbanksystem zur Überwachung ausländischer Studenten ein.

Die thailändische Einwanderungsbehörde hat in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Hochschulbildung, Wissenschaft, Forschung und Innovation fast 10.000 Studentenvisa widerrufen. Die Kontrollen richteten sich gegen ausländische Staatsangehörige, die sich für Sprachkurse, Kampfsport-Programme oder buddhistische Studien eingeschrieben hatten, jedoch nie am Unterricht teilnahmen oder die Bildungseinrichtungen überhaupt besuchten.

Polizei-Generalmajor Panthana Nuchanart, stellvertretender Kommissar der Einwanderungsbehörde, bestätigte, dass Untersuchungen mehrere tausend Personen identifizierten, die sich für Sprachschulen, Kampfsportakademien oder religiöse Programme anmeldeten, aber weder Kurse besuchten noch die Lernziele verfolgten. Die neuen Regelungen gelten bereits seit Mai 2025 und zielen darauf ab, die Nutzung von Bildungsvisa für illegale Arbeit zu verhindern.

Neues Datenbanksystem überwacht Kurzzeitprogramme

Das Hochschulministerium hat ein umfassendes Datenbanksystem entwickelt, das ausländische Studenten in Kurzzeitprogrammen überwacht. Alle Bildungseinrichtungen, die Kurzzeitstudiengänge oder Kampfsport-Programme für Ausländer anbieten, müssen regelmäßige Berichte über ihre Bildungsprogramme an das Ministerium übermitteln.

Die neuen Bestimmungen erfordern von den Institutionen detaillierte Informationen über Programmname, verantwortliche Einrichtung, Lehrplaninhalt und Unterrichtsformat. Sprachschulen müssen beispielsweise den Anteil von Online- und Präsenzstunden dokumentieren, Kampfsportschulen die Trainingshäufigkeit und buddhistische Zentren die Teilnahme an Meditationssitzungen nachweisen. Monatliche Fortschrittsberichte durch das MHESI-Tracking-System für internationale Studenten sind verpflichtend. Diese müssen alle aktuell eingeschriebenen Studenten, Studienabbrecher und Absolventen auflisten.

Auswirkungen auf deutsche Staatsangehörige und Visa-Optionen

Deutsche Staatsangehörige können nach wie vor visafrei für 60 Tage nach Thailand einreisen, wenn sie über ein gültiges Ausreiseticket verfügen. Für längere Aufenthalte oder spezielle Zwecke stehen verschiedene Visa-Kategorien zur Verfügung, darunter das neue Destination Thailand Visa (DTV) für digitale Nomaden.

Die verschärften Kontrollen betreffen hauptsächlich Non-Immigrant ED-Visa für Bildungszwecke. Deutsche, die tatsächlich an anerkannten Bildungsprogrammen teilnehmen möchten, können weiterhin entsprechende Visa beantragen, müssen jedoch mit strengen Überprüfungen rechnen. Das neue Electronic Travel Authorization (ETA)-System, das ab Juni 2025 für visafreie Reisende verpflichtend ist, soll die Einreiseprozesse zusätzlich digitalisieren.

Korruptionsvorwürfe und laufende Ermittlungen

Die Verschärfungen erfolgen vor dem Hintergrund schwerwiegender Korruptionsvorwürfe. Im März 2023 erhielt die Nationale Anti-Korruptionskommission einen 139.000-seitigen Polizeibericht über 107 Einwanderungsbeamte, die chinesische Staatsangehörige bei der Visa-Beschaffung unterstützt haben sollen. Der frühere Politiker Chuvit Kamolvisit hatte behauptet, dass drei Kommandeure der Einwanderungsbehörde in Khon Kaen und Chiang Mai Bestechungsgelder zwischen 100.000 und 300.000 Baht für genehmigte Non-Immigrant-Visa angenommen hätten.